Eine Ballade

An einem Nachmittag im Januar herrscht in Pömbsen ein Schneesturm. Ein Bote, Wigand aus Schönenberg, eilt durch das Dorf zum Pfarrhof. Sein Vater liegt im Sterben, und er bittet den Pömbsener Pfarrer Gerhard Lödige um die Himmelsspeise. Der Priester, selbst schon betagt, schickt den Boten weiter zum Arzt in Nieheim und lässt vom Hausknecht den Fuchs zäumen. Zu Fuß könnte er den Weg nicht mehr bewältigen. Mit dem Sakrament unter dem Hemd, Hut und Mantel sowie pelzgefütterten Handschuhen, einem Geschenk des Probstes Finet, steigt er schwerfällig mit Hilfe des Knechtes auf das Pferd und reitet durch die Kälte. Er möchte bald den obersten Mantelknopf schließen, um sich besser gegen den eisigen Wind zu schützen, und zieht darum den rechten Handschuh aus. Als er den Knopf endlich geschlossen hat, entgleitet ihm der Handschuh. Der Pfarrer kann nicht absteigen, um ihn aufzuheben, denn er wäre nicht in der Lage, ohne Hilfe wieder auf das Pferd zu steigen. Also streift er nach kurzer Überlegung auch den linken Handschuh ab und wirft ihn hinunter zum Zwillingsbruder, der allein ein wertlos Ding für Jud‘ und Christ ist. Dann reitet er weiter nach Schönenberg und wärmt sich im Haus des Sterbenden die Hände, reicht ihm die Liebesspende und spricht ihm Trost zu. Spät in der Nacht kehrt er nach Pömbsen zurück und denkt nicht mehr an seine Handschuhe.

Der Dichter lässt sein lyrisches Ich den Wunsch aussprechen:

Gott mag ihm einen seligen Traum
und zum Ehrenkleide in jenem Leben
zwei warme weiche Handschuh‘ geben.